Restaurant Forsthaus „Ziegelhütte“
Für Sie liebe Gäste hat Herr Gustav Wolff aus der Kasseler Straße in Ziegenhain die Kultur und Geschichte vom Forsthaus Ziegelhütte zusammengeschrieben.
Wobei Herr Wolff uns alles über die „Ziegelhütte“ berichtet hat. Da er den Schützenwald als Waldarbeiter in früheren Jahren in „Schuß“ gehalten hat und somit jeder Tag hier gewesen ist, hat er so einiges von der „Ziegelhütte“ mitbekommen.
Das Forsthaus Ziegelhütte wird in den Unterlagen der Ziegenhainer Schützenkompagnie schon 1789 als Veranstaltungsort eines Schützenfestes genannt.
Später (1815) baute die Schützenkompagnie ihr eigenes Vereinshaus am Schießstand.
Der Schützenwald war bis in die Nachkriegszeit der bevorzugte Erholungsort für die Ziegenhainer Familien. Man wanderte jeden Sonntag bei schönem Wetter in den Schützenwald, trank dort Kaffee oder sammelte die ersten Frühlingsblumen (Buschwindröschen, Schlüsselblumen und auch Kuckucksblumen, die im Buchholz in großen Mengen wuchsen).
Das heutige Forsthaus “Ziegelhütte“ ist vor ca. 200 Jahren erbaut worden. Dort wurden Ziegeln im Feldbrand hergestellt. Davon zeugen noch die vielen Gruben zwischen der Ziegelhütte und der B254.
Von 1920 – 1930 wohnte der Förster Waldeck in der „Ziegelhütte“, er betreute den Staatsforst Kornberg und den Ziegenhainer Wald.
1930 – 1943 betrieb Herr Ernst Heder mit seiner Frau Elisabeth die Gaststätte im Schützenwald.
Er war ein 12-ender Soldat und kümmerte sich in der Hauptsache um den Stadtwald. Bei ihm ging es mit den Soldaten immer lustig her. Von seinen 3 Söhnen sind 2 im Krieg gefallen, einer tödlich mit dem Motorrad verunglückt. Er selbst verunglückte tödlich bei einem Feuerwehreinsatz im brennenden Frankfurt während des Krieges.
Nach dem großen Bombenangriff am 22. Oktober 1943 auf Kassel lebten aus Kassel evakuierte Familien in der Ziegelhütte. Unten Frau Dippel mit ihren beiden Söhnen, oben die Familie Challiol und Frau Lindemann, eine pensionierte Lehrerin.
Diese bewirtschafteten 2 neu angelegte Äcker indem sie im jährlichen Wechsel Kartoffeln und Weizen anbauten. Im Stallgebäude wurden Schweine, Kaninchen und Hühner gehalten.
Nach dem Krieg, aus russischer Kriegsgefangenschaft kommend, stieß noch Herr Dippel 1946 dazu. Weihnachten 1948 kehrte Familie Dippel nach Kassel zurück. Die Familien Challiol/Lindemann folgten 1950.
Die nächsten Bewohner waren Flüchtlinge aus Ostpreußen. Die Familie Micheel fand hier ein erstes Zuhause. Er verwaltete später die Kreisbildstelle in Ziegenhain, Frau Micheel war lange Jahre Sekretärin in der Schwalmschule in Treysa.
Im Sommer 1948 zog dann Herr Jean Heder mit seiner Frau Frieda für einige Jahre in dieses Haus. Er war ursprünglich Ziegenhainer und ein Bruder von Ernst Heder, hatte aber lange in Berlin als Buchdrucker gearbeitet. Er hielt sich im Nebengebäude vom Forsthaus eine Ziege und Hasen.
Die Familie Heinrich Hartramph bewohnte dann von 1953 – 1960 das Forsthaus. Herr Hartramph war Schriftsetzer und arbeitete bei Ordemanns.
Im April 1960 zogen Sie nach Ziegenhain.
Ein neuer Bewohner im Herbst 1960 war Freiherr von Lohringhoven mit seiner Haushälterin.
Herr Lohringhoven war ein Großgrundbesitzer aus Riga-Lettland.
Im Zuge eines deutsch-russischen Abkommens wurde er 1940 nach Westpreußen umgesiedelt und landete dann als Flüchtling in der Schwalm. Er zog in das Forsthaus ein und besserte seine kleine Rente dadurch auf, dass er sich zwei Kühe und 20 Hühner hielt. Dazu hatte es auch ein paar Fremdenzimmer eingerichtet.
Im Jahr 1961 wohnten schließlich wieder drei Familien (Bender, Gibbel und Walter Bock) für kurze Zeit in der Ziegelhütte. Sie waren Zwangsausgesiedelte.
Im Jahr 1970 ist dann Herr von Lohringhoven verstorben. Das Haus stand dann für einige Zeit leer.
1972 wurde während des Baus der Nachsorgeklinik die Bauarbeiterkolonne aus Jugoslawien im Forsthaus einquartiert.
Den Bauauftrag erhielt eine Kasseler Baufirma.
Nach ihrem Abzug aus dem Haus roch es noch einige Zeit nach Knoblauch.
Bevor das Haus weiter vermietet werden konnte, musste erst einmal gründlich renoviert werden.
Das ging zu Lasten der Familie Knauff.
Heinrich Knauff aus Ziegenhain übernahm 1973 das Forsthaus und die Wirtschaft.
Seine Frau Sofie war eine ausgezeichnete Köchin und hat die Gäste mit Kurzgerichten hervorragend bekocht.
Im September 1976 musste er die Wirtschaft wegen Krankheit aufgeben und zog in die Stadt.
Erwähnenswert sind die großen Buchen die hinter dem Haus stehen.
Die großen Riesen haben ein stolzes Alter von ca. 225 Jahren. Eine der Buchen musste im Jahr 1954 gefällt werden, da Sie allmählich trocken wurde, die Buche brachte 50 Raummeter Brennholz, Runde 1000,-DM zu der damaligen Zeit.
Diese Exemplare standen unter Naturschutz.
Im Zuge der Verwaltungsreform 1971 sind Sie untergegangen, als Schwalmstadt gegründete wurde.
Am 1.04.1977 zogen Karl und Gisela Ziegert in das Forsthaus ein. Die beiden bewirteten das Forsthaus Ziegelhütte bis zum 20.12.1996.
Vom 01.01.97 bis Ende April 1998 (16 Monate), haben wir die Ziegelhütte in sehr viel Eigenleistung umgebaut. Die „Alte“ Ziegelhütte total entkernt und von unten bis oben wieder neu aufgebaut und den Anbau hinter das Haus hochgezogen, wo sich Lagerraum, Ölkeller, Küche und zwei Zimmer befinden.
Seit 01.Mai 1998 haben wir jetzt unser Restaurant Ziegelhütte eröffnet. Mit einem großen wunderschönen Biergarten bis zu 180 Sitzplätzen. Im Restaurant 60 Sitzplätze. Sowie unser selbstangelegter Garten.